Dienstag, 26. September 2017

Manchmal wachse sogar ich an meinen Aufgaben

Der ein oder andere wird es vernommen haben: Diese Seite heißt nun anders.

Der Anlass meines Blogs war früher, zumindest von mir so gedacht, positiver Natur und hatte entsprechend auch den Namen "Die Kunst zu Lieben" [Ars Amandi].
Da ich vermehrt nur noch dann schrieb wenn mich etwas arg belastete driftete meine Seite immer mehr in ein Krankheitstagebuch, das nur noch selten die Ehre hatte von mir benutzt zu werden.

Ich werde nun nicht geloben hier öfter Beiträge zu verfassen nun, da das Kind ja einen neuen Namen trägt, aber ich wollte einfach mal alles wieder auf eine Linie bringen, sodass ich mich guten Gewissens meiner Seite zuwenden kann, wenn ich es möchte.

So wie es jetzt auch der Fall ist.


Momentan mache ich mir wieder viele Gedanken wie mein 'Kopf' eigentlich so funktioniert. Vor etwas mehr als zwei Jahren ging ich zum Psychologen um mir - wenn er es für sinnvoll erachtet - Psychopharmaka verschreiben zu lassen. Schlicht und Ergreifend hielt ich es in mir selbst nicht aus und wollte einfach auch mal ohne stundenlanges Grübeln einschlafen oder simpel entspannen.
Der Arzt meinte, sehr zu meiner Freude, dass mir ein Präparat helfen könne und verschrieb es mir auch. Dieses Mittel nahm ich bis vor ca. einen Monat ein und ich muss sagen, am Anfang war es der Hammer. Keine Heulkrämpfe ohne Vorwarnung mehr, ich schlief besser und vor allem spürte ich auch weniger Ängste in Situationen, in denen ich sonst kopflos geflüchtet wäre.
Was ich nun seit diesem Jahr vermehrt bemerkte: Mit der Angst, die immer dumpfer irgendwo in mir zum Schweigen gebracht wurde, wichen auch alle positiven Emotionen, die ich mehr als gern empfinde.

Stellt euch vor, ihr freut euch eigentlich, ihr nehmt das ganz klar wahr, aber es huscht maximal ein müdes Lächeln über euer Gesicht oder ihr nehmt es schlicht zur Kenntnis, was euch kurzzeitig zu erfreuen schien.
Das hat mich mehr als nur belastet.

Aus Erfahrungen - ich habe öfter mal 'verpennt' mir das Medikament neu verschreiben zu lassen und traute mich dann auch erst 1-2 Tage nach Ende der alten Packung zum Arzt - wusste ich, dass die Entzugsphase bei mir alles andere als glimpflich abläuft: immense Kopfschmerzen, Schmerzen - die durch das Präparat gedämpft wurden - tauchten schlagartig auf und ein Schwall unendlicher Gefühle jedweder Couleur schmetterten auf mich ein.
Klingt nicht schön und ist es auch nicht.

Aber letzten Monat war ich es so leid, dass alles in mir so gedämpft war, dass ich nicht mal die Liebe zu meinen Katzen oder meinen Freund richtig fühlen konnte oder so gut wie jede Nachricht an mir abprallte, nur um mich im Unterbewusstsein so richtig zu verfolgen.

Extreme Gefühle konnte ich sehr wohl spüren, nur mussten die auch wirklich die Skala sprengen.

Ich hatte die Wahl: erneut die Pillen holen und die Welt durch einen Ganzkörper-Schallschutz wahrnehmen, oder das Risiko einer ungewiss langen Entzugsphase auf sich nehmen und akzeptieren was ich wie intensiv wann fühle.

Meine Entscheidung die Tabletten nicht mehr zu nehmen ist definitiv mit Nebenwirkungen belastet, aber ich kann endlich wieder ehrlich lachen und lieben und die Welt mit all ihren Farben sehen. Dieses Gefühl ist mir alle Schmerzen der Welt wert.



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