Dienstag, 11. September 2012

Und wenn ein Lied...

Und dann merke ich, dass ich an solchen Tagen einfach nicht singen kann.
Tage, an denen eigentlich alles in irgendeiner Form okay ist, aber doch irgendwo von Innen heraus ein Gefühl der - ich nenne es mal - Niedergeschlagenheit aufkommt.
Ich werde wortkarg, möchte mich mitteilen, schreien und bekomme doch nur ein müdes "Aha" oder "Okay" heraus, wenn mir etwas erzählt wird.
In meinem Kern brodelt es geradezu, bin sauer wegen einer Nichtigkeit, die ich aber zu einer Staatsaffäre erkläre; als Anschlag gegen mich.
Für diese unsinnigen Gedanken strafe ich mich mit Essensentzug, Kreativitätsstop und...Gesangslosigkeit.

Dann sind da diese Momente. Ich realisiere den ganzen Tag nicht was mit mir los ist bis ich merke: Ich kann nicht singen. Ich will aber ich kann nicht. Und selbst wenn ich es jetzt und hier tue, so klingt es grauenvoll und befreit mich nicht im Geringsten.
Es ist so essentiell für mich geworden zu singen, dass ich erst merke, dass es "diese" Tage sind, wenn mir kein gesungener Laut über die Lippen kommt.
Und dafür hasse ich mich.

Es ist schwer mit mir zu leben. Ich bin ein klischeehafter Skorpion, wie er im Buche steht.
Halbe Sachen? Also bitte, dafür verschwende ich nicht meine Zeit.
Entweder es ist grade absolut göttlich mit mir, oder abgrundtief schrecklich. Erstere Zeiten sind natürlich leicht auszuhalten, sogar für mich, aber wenn die schrecklichen Zeiten anbrechen möchte ich mich permanent übergeben. Meine tief verschlossenen Gedanken einfach auf den Boden reihern, die Galle hochwürgen und den bitteren Geschmack Schluck um Schluck verabscheuen.
Aber das geht nicht. Denn das, was tief in mir drin ist, darf nicht heraus. Kein Mensch auf der Welt würde mich noch lieben, wenn der das Chaos kennen würde, was ich meine Gedanken nenne.

Ich färbe mein Haar, male mein Gesicht an, lasse meine Haut mit Nadeln verschönern nur, um nicht mehr so auszusehen, wie ich nunmal aussehe. Kasteie mich, was das Essen anbelangt, rede mir ein es nicht verdient zu haben. Selbst zum Trinken bin ich mir oftmals nicht würdig genug. Da kann mein Verstand aber zumindest noch eingreifen und mir sagen "Du musst trinken" und dann habe ich auch gefälligst zu gehorchen.

Das alles hier schreibe ich nur, damit ich überhaupt irgendetwas aus mir herausbekomme. Damit der Druck sich von den Schläfen löst und ich beruhigt schlafen kann - was so bestimmt nicht funktionieren wird, aber auf einen Versuch kommt es schließlich an.

Und wenn es mir wieder ein Stückchen besser geht, tja, das merke ich wohl auch erst dann, wenn wieder ein Lied auf meinen Lippen liegt.


1 Kommentar:

  1. Deine letzten Posts und auch dieser hier machen mich sehr traurig. Du leidest und das kann ich nicht gut lesen, dafür mag ich dich zu sehr. Ich kenne diese Gefühle, das weißt du, und mich überwältigen sie zur Zeit auch wieder Häufiger. Ich denke, zum Teil hängt es auch mit dem Wetter zusammen, alles wird trüb und grau, trostlos...
    Man zwingt sich, irgendwie "gute Laune" zu haben und es klappt nicht; man fühlt sich noch schlechter. *seuftz*
    Ich weiß nicht, warum ich das grad schreibe...vllt. einfach nur, damit Du weißt das du nicht allein bist. Fühlt dich gedrückt, werte Amsel! <3

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